In seiner Pressemitteilung zur „Qualitätssicherung der Priesterausbildung in Deutschland“ hat der Ständige Rat der DBK den Vorschlag der von der DBK eingesetzten Arbeitsgruppe zu einer Konzentration der Ausbildungsorte auf die universitären Standorte Münster, Mainz und München als Gesprächsgrundlage angenommen. Der Ständige Rat betont dabei, dass der Vorschlag Grundlage für weitere Diskussionen und Überlegungen sein soll, eine Entscheidung über die Standorte sei noch nicht gefallen. Dennoch führt diese Pressemeldung zu Spekulationen über die Zukunft der Fakultäten für Katholische Theologie in Deutschland, denn in der Regel ist die Existenz dieser Fakultäten an staatlichen Hochschulen an die institutionelle Priesterausbildung gebunden.
Als Vertreter*innen des Katholisch-theologischen Fakultätentags, der Sprecher*innen der Arbeitsgemeinschaften der Katholischen Theologie in Deutschland, AGENDA Forum katholischer Theologinnen e.V. und der Europäischen Gesellschaft für Katholische Theologie (Deutsche Sektion) begrüßen wir, dass die Bischöfe sich intensiv mit der Zukunft der Priesterausbildung auseinandergesetzt haben. Dennoch erstaunt uns, zuvor nicht aktiv in diese weitreichenden, konzeptionellen Überlegungen eingebunden worden zu sein. Wir fordern daher nachdrücklich, die nun anstehenden Diskussionen auch unter Beteiligung der wissenschaftlichen Theologie zu führen.
Wir möchten die katholische Theologie in der Universitätslandschaft Deutschlands flächendeckend präsent halten. Denn die Fakultäten für Katholische Theologie tragen wesentlich dazu bei, dass unsere religiös vielfältige und weltanschaulich plurale Gesellschaft sprachfähig bleibt (vgl. dazu die 2010 vom Wissenschaftsrat veröffentlichten ‚Empfehlungen zur Weiterentwicklung von Theologien und religionsbezogenen Wissenschaften an deutschen Hochschulen‘, insbes. S. 5; 50-54;). Die Fakultäten greifen dabei den Wandel in der Hochschullandschaft konstruktiv auf, der geprägt ist von Interdisziplinarität und den damit verbundenen Herausforderungen und Aufgabenstellungen. Viele unserer Fakultäten sind daher – über ihre Bedeutung als Ausbildungsstätten für das pastorale Personal der Kirche hinaus – geschätzte Kooperationspartner anderer Fachbereiche an den Universitäten im Rahmen von Sonderforschungsbereichen, Graduiertenkollegs und anderen, disziplinübergreifenden Forschungsverbünden. Sie sind Knotenpunkte in Netzwerken zwischen den Standorten katholischer Theologie – nicht nur auf nationaler, sondern auch auf internationaler Ebene. Im Bereich der Lehre und Ausbildung werden wir künftig vor allem die ökumenische, interreligiöse, aber auch religionskritische Kompetenz aller Studierenden stärken müssen. Darum brauchen wir leistungsfähige Fakultäten an möglichst vielen Standorten und in unterschiedlichen Kontexten. Wir sind uns mit der DBK und den betroffenen Bundesländern einig, dass die Fakultäten in Deutschland weiterentwickelt und profiliert werden müssen, um diese Aufgaben auch weiterhin zu erfüllen.
Tübingen, 24.6. 2020
Prof. Dr. Johanna Rahner (Vorsitzende des Katholisch-theologischen Fakultätentags)
Prof. Dr. Gerd Häfner (Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaften für Katholische Theologie)
Prof. Dr. Gunda Werner (Vorsitzende AGENDA Forum katholischer Theologinnen e.V.)
Prof. Dr. Karlheinz Ruhstorfer (Vorsitzender der deutschen Sektion der Europäischen Gesellschaft für Katholische Theologie)
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